Psychologen beim Frühstück

Psychologen beim Frühstück

Folge 246: Scham

Folge 246: Scham

Der Dramatiker und Marxist Bertolt Brecht (1898-1956) hat einmal gesagt: "Vielleicht ist der Mensch nie so sehr Mensch wie in dem Moment, wo er sagt: Ich schäme mich."

Scham ist eine zutiefst menschliche Emotion, die wir als Kinder in dem Moment anfangen zu entwickeln, in dem wir andere Menschen und deren Gefühle wahrnehmen. Das fängt ungefähr mit zwei bis drei Jahren an. Erst wenn wir uns empathisch in andere Menschen hineinversetzen können, können wir uns selber auch wahrnehmen und Momente der Scham empfinden. Weil wir feststellen, dass wir vielleicht den Ansprüchen einer anderen Person nicht genügen - und diese Ansprüche auch bei uns anlegen. Das wird besonders dann untermauert, wenn uns gesagt wird, wir seien zu doof oder zu dick oder Ähnliches…

Jeder kennt diese Momente, in denen wir daneben liegen oder Fehler begehen, und die wir dann selber als fürchterlich empfinden. Wir schämen uns. Oftmals wird dies von anderen aber gar nicht wahrgenommen beziehungsweise der Grund für unsere Scham erschließt sich anderen gar nicht. Daran sieht man, wie individuell und abhängig von der eigenen Geschichte und den eigenen Erfahrungen das Gefühl „Scham“ ist.

Wir schämen uns aber auch für andere. Egal, ob als Kind für den ausgelassenen singenden Vater mitten im Supermarkt oder für irgendeinen fremdgehenden Reality-Star: Wir stellen uns vor, wir wären in dieser Situation – und prompt setzt des Fremdschämen ein.

Doch wie entwickelt sich Scham genau? Und wofür ist sie gut? Können wir etwas dagegen tun? Gibt es auch zuviel oder toxische Scham?

Schreibt uns gerne in die Kommentare, welche Situationen Ihr mit "Scham" verbindet. Und nächste Woche hören wir uns zum Thema "Maskierungen"…

Ho, Narro!

Annika und Tilly

Folge 245: Gegen die Angst

Kriege, Krisen, Wirtschaftsprobleme, Streiks, ein allgemeiner Rechtsruck – es gibt vieles, was im Moment die Angst schürt. Umso schöner, dass sich so viele Menschen zusammenschließen, um beispielsweise gegen rechtsradikal zu protestieren. Und zwar viel mehr Menschen, als eigentlich gedacht. Das macht Mut und zeigt, dass man gemeinsam gegen Angstgefühle angehen kann. Du bist nicht allein!

Doch warum entwickeln wir Ängste? Wie behindern sie uns? Und wann sollten wir etwas dagegen unternehmen? Was können wir unternehmen? Und warum ist es so wichtig, gegen Angst anzugehen? Mahatma Gandhi hat gesagt: „Wenn Du etwas wagst, wächst Dein Mut. Wenn Du zögerst, Deine Angst.“

Und: „Angst beginnt im Kopf. Mut auch.“ Es ist also letztendlich unsere Entscheidung, ob wir aktiv gegen unsere Ängste angehen oder uns davor kleinmachen und immer verängstigter weden. Sich den eigenen Ängsten zu stellen, ist eine riesige Herausforderung und wenn man es geschafft hat, ein riesiges Erfolgserlebnis sowie eine Zusatzportion Selbstbewusstsein, mit dem man die nächste Hürde etwas einfacher packen kann.

„Der Weg aus der Angst führt durch die Angst.“ Wir wünschen Euch viel Erfolg bei jeglicher Form der Angstbekämpfung! Annika und Michael

#coaching #psychology #Selbstfürsorge #emotion #psychotherapie #resilienz #mindset #therapie #psychologicalsafety #psychologenbeimfrühstück #angst #gewalt #meditation #health #liebe #Selbstwert #sicherheit

Folge 244: "NO STRUGGLE, NO PROGRESS!"

Tilly ist frisch aus Los Angeles zurück und hat ausser einem Jetlag auch noch ein wunderbares Zitat von Frederick Douglass, einem schwarzen amerikanischen Reformer, Abolitionisten und Staatsmann in Form eines Fotos mitgebracht: "If there is no struggle, there is no progress!" Mit diesem Satz fing Douglass 1857 seine berühmte Rede an und verwies darauf, dass man keine Freiheit ohne Agieren erreicht, genauso wenig wie ein Samen nicht wächst, wenn man ihn nicht in den Boden setzt. Der ehemalige Sklave Douglass kämpfte leidenschaftlich gegen den Sklavenhandel, für die Freiheit und die Gleichberechtigung.

Das Zitat brachte uns auf unser heutiges Thema: Warum suchen so viele Menschen mit vermeintlichen Abkürzungen den Erfolg? Ob schnell mal "Superstar" werden, durch die Superspritze in Nullkommanix erschlanken oder potentielle Partner ruckzuck per swipe sortieren: möglichst schnell, möglichst effektiv und alles sofort. Wir leben in einer Zeit der Abkürzungen, für etwas kämpfen scheint immer unattraktiver zu werden. WIR MÖCHTEN DEN ERFOLG, ABER BITTE NICHT SOVIEL ARBEIT DAMIT…

Persönliche und berufliche Weiterentwicklung und damit ein eventueller Erfolg ist aber immer mit einem Weg voller Leidenschaft, Mühen und Opferbereitschaft verbunden. Erst dann ist ein Erfolg für uns wertvoll und wir haben ein wirkliches Erfolgserlebnis. Erst wenn wir für etwas kämpfen, merken wir, dass es uns etwas wert ist.

Schreibt uns in die Kommentare, wofür Ihr kämpft und was Ihr von Abkürzungen haltet. Wir freuen uns über jeden post!
Annika + Michael

Folge 243: Noch mehr Sekundenglück...

Wir hatten in der letzten Woche jede Menge Sekundenglück! Denn Eure vielen tollen Kommentare zur letzten Folge "Sekundenglück" waren so wichtig und inspirierend für uns, dass wir daraus glatt noch eine weitere Stunde Frühstücksschnacken gebastelt haben.

Unter anderem fragte Bernd uns: "Wie kann ich glücklich sein, wenn es anderen Menschen so schlecht geht? Wie soll ich damit zurecht kommen?" Eine Superfrage, die uns bestimmt momentan alle umtreibt angesichts von Krisen und Kriegen. Und Bibi schrieb uns: "Das war eine ganz tolle Sendung! Und ich habe öfter dieses Sekundenglück. Ich bin in einem Kirchenchor, auch wenn ich nicht besonders oder tief gläubig bin. Aber der Moment, wenn wir Aufführung haben oder für den Gottesdienst im Dom singen, ist einfach wunderschön. Dann erlebe ich wirkliches Sekundenglück." Genau das findet Annika auch - in der Kirche singen hat sie schon als Kleinkind geliebt! Und damit hatte Bibi uns auf die Idee gebracht, Annikas Mutter Renate anzurufen und sie zu bitten, uns eine reizende Geschichte über die damals 3jährige Annika im Singemodus vorzulesen, die Renate geschrieben hat. Danke Renate, dass Du mitgemacht hast.

Also wünschen wir Euch viel Spaß und weitere Erkenntnisse rund um das Thema "Sekundenglück". Das Wichtigste: Aufmerksam bleiben, damit Ihr nicht an solchen Momenten vorbeigeht.

Bis nächsten Sonntag, Annika + Tilly

Folge 242: Sekundenglück

"Und du denkst, dein Herz schwappt dir über. Fühlst dich vom Sentiment überschwemmt. Es sind die einzigartigen tausendstel Momente – das ist, was man Sekundenglück nennt"

Wie in dem Lied „Sekundenglück“ von Herbert Grönemeyer geht es heute bei uns um diese wertvollen kleinen Momente grossen Glücksempfindens, die wir plötzlich und unerwartet bei unverhofften Kleinigkeiten empfinden.

Wie es Heidi Liste auf der Seite Carpediem.life (https://www.carpediem.life/a/sekundenglueck-was-ist-das) formuliert:

"Ein lauer Nachmittag. Ich sitze auf einer Bank in einem Park in Wien, ein Buch in der Hand. Es ist sehr warm, ich habe mir die Schuhe ausgezogen. Meine beiden Buben sitzen an einem Teich. Sie lachen viel und flüstern sich kleine Anweisungen zu. Sie bauen Labyrinthe aus Kies. Sie haben vor, kleine Fische zu trainieren. Beiden ist die maßlose Sinnlosigkeit des Unterfangens bewusst, aber es macht ihnen einfach Spaß, der Idee nachzugehen. Einmal lachen sie besonders laut auf. Ich sehe, wie der Große den Kleinen umarmt. Ihre Haut glänzt golden in dem schönen Licht. Und da fühle ich es: das Sekundenglück. Es ist ein Moment, den ich nicht vergessen werde. So schön, dass er wohl ewig nachhallen wird."

Wie wichtig sind solche Momente wirklich? Helfen uns solche kleinen Augenblicke angesichts großer Krisen und Katastrophen? Wie komme ich ans Sekundenglück? Und suchen wir nicht alle eher das große Glück?

Darüber und noch mehr reden wir in unserer ersten Folge im neuen Jahr. Und wir freuen uns über Eure Sekundenglück-Momente. Schreibt sie uns gerne in die Kommentare.

Euch allen ein schönes 2024!

Annika und Michael

Folge 241: 2023 - 2024

Das alte Jahr ist hin, hoch lebe das neue! Aber wie war das letzte Jahr für uns in Deutschland – und wie für jeden von uns persönlich? Und interessant: Was war psychologisch los bei uns? Welches waren unsere wichtigsten Themen?

Für Tilly war es sein neuer Job als Betriebspsychologe und die Frage nach der psychologischen Sicherheit. Für Annika - nach Krankheiten und diversen Krankenhausaufenthalten - war unsere neue Mitarbeiterin Christin das Highlight und die damit verbundene Menge Spaß und Normalität. Aber auch die Frage nach der Rolle der Frau gab Annika große Rätsel auf: Männliche Aggressoren gab es auch 2023 wieder reichlich in der Weltpolitik - und immer wieder sah man viele Kinder und Frauen als Opfer. Was für eine Diskrepanz! In der Politik entdeckt man auch in unserem Staat hauptsächlich männliche Entscheider. Wo sind die Frauen? Was ist mit unserer vielgeprisenen Emanzipation passiert?

Nach so vielen Rückbetrachtungen stellen sich natürlich auch Fragen wie: Was bringt das neue Jahr? Was können wir an Erkenntnissen mit ins neue Jahr hinübernehmen?

Wir wünschen Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und für 2024 nur das Beste! Annika und Tilly

Folge 240: Der Rudolph - Effekt

Wir wünsche Euch einen entspannten heiligen Abend und schöne Weihnachten!

Ja, wir waren kreativ: Wir haben einem psychologischen Phänomen einen Namen gegeben! Weihnachten ohne Rudolph, dem Ren(n)tier, ist für uns undenkbar. Deswegen widmen wir ihm in dieser Folge ein Ständchen - und Annika hat nach ihm den "Rudolph - Effekt" benannt: Eine individuelle Eigenheit, die auf den ersten Blick nicht gruppenkonform ist, aber unter bestimmten Bedingungen einzigartig und voranbringend ist. Rudolph wurde ja zuerst von seinen Kumpeln wegen seiner roten Nase ausgelacht und gemieden. Bis der Weihnachtsmann kam und die Vorteile der leuchtenden Nase sah: Sicher durch den Nebel fliegen zu können. So durfte Rudolph den Schlitten anführen - und plötzlich akzeptierten ihn die anderen.

Auf uns Menschen übertragen: Finde heraus, was Dich einzigartig macht, denn diese Einzigartigkeit kann Dich im Leben durchaus voranbringen.Warum fällt uns das aber so schwer? Warum wollen wir oftmals lieber einfach nur dazu gehören? Wer kann uns helfen, unsere Besonderheiten zu entdecken und zu kultivieren?

Das und noch viel mehr (wie Annikas Lieblings-Weihnachtsmannwitze) hört Ihr in dieser Weihnachtsfolge.

Hohoho, Annika und Tilly.

Folge 239: Psychologische Sicherheit

"Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht!" Albert Einstein

Von Geburt an machen Menschen Fehler, versuchen idealerweise daraus zu lernen und entwickeln sich dadurch weiter. Voraussetzung: Mensch fühlt sich in seiner Umgebung sicher genug, um Fehler zu erkennen, sie zuzugeben und sich zu verändern. Dieses Urvertrauen in sich selbst und in eine wohlwollende Umgebung ist ein Teil psychologischer Sicherheit.

Michael hat in den 90er Jahren in dem Bereich „Sichere Eltern-Kind Bindung“ geforscht und arbeitet jetzt an einem Programm, das einige seiner Erkenntnisse von damals, die nach wie vor Gültigkeit besitzen, auf heutige Arbeitsbedingungen überträgt: Wer in einer psychologisch sicheren Umgebung arbeitet, in der er/sie wertgeschätzt wird, in der Fehler erlaubt sind und in der diese als Möglichkeit zur Weiterentwicklung gesehen werden, aber in der vor allem jeder ohne Probleme seine Meinung sagen kann, wird in seiner Tätigkeit kreativ und zufrieden sein. Denn derjenige fühlt sich psychologisch sicher. Interessanterweise gilt dieses Modell für alle Gruppen von Menschen, die man als "Team" bezeichnen kann: also auch für die Familie, die Schule, Sportgruppen usw. oder den Freundeskreis.

Was verstehen wir nun genau unter „psychological safety“? Woran erkenne ich, ob und in welchem Ausmaß in meinem Team dieses Sicherheitsgefühl vorhanden ist? Welche Maßnahmen kann ich persönlich ergreifen, um Teamsicherheit zu erhöhen? Was kann ich tun, wenn ich selbst ein eher unsicherer Mensch bin?

Über das alles und mehr reden wir heute. Wir freuen uns natürlich über Eure Meinungen und Erfahrungen. Und wir hören uns auch am 24.12. zum gemeinsamen Weihnachtsfrühstück wieder!

Bleibt bitte gesund,

Annika + Michael

Folge 238: Sorry!

"Vielen Dank, dass Sie Ihre Reise mit der deutschen Bahn gemacht haben. Bitte entschuldigen Sie eventuelle Unannehmlichkeiten." NÖ, SAGT TILLY. Bahn weg, Zug fällt aus oder rauscht vorbei, Stranden des Nächtens in einem Vorort von München ohne Plan, lustiges Gleiswechseln im Schneeregen, stundenlanges Warten bei Minustemperaturen, dabei nix App oder Lautsprecher-Info… Nö, meint Tilly, entschuldigt er nicht.

Tilly is eigentlich ein netter Mensch, verständnisvoll und gutmütig. Doch auch er hat, wie die meisten von uns, eine rote Linie, bei der Entschuldigungen nicht mehr fruchten. Was macht eine psychologisch "gute" Entschuldigung eigentlich aus? Warum fällt es manchen Menschen so schwer, sich zu entschuldigen? Was hat das mit unserer Fehlerkultur und mit psychologischer Sicherheit zutun? Wann ist eine Entschuldigung ehrlich gemeint? In welchen Fällen sollten wir eine Entschuldigung nicht annehmen, wann sollten wir sie einfordern?

Ein wichtiges Thema für die vorweihnachtliche Stimmung, in der wir uns die Zeit nehmen könnten, über uns und unsere Beziehungen nachzudenken.

Wir wünschen Euch einen schönen 2. Advent und essen einen Manni-Zimtstern auf Euer Wohl!

Annika + Tilly